Die Kommunion
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03.09.1950
Geliebte im Herrn!
„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage!“ so sprach Jesus nach dem grossen Wunder der Brotvermehrung zu den Juden. Die Wandlung ist zwar mit dem umschliessenden Gebet das eigentliche Opfer. Christus hat aber gewollt, dass die Gedächtnisfeier seines Todes nicht bloss Opfer, sondern auch Speise, Opfermahl sei. Schon die Verheissung von Kapharnaum liess an Klarheit nichts fehlen: „Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.“ Auch bei der Einsetzung des heiligen Messopfers fordert Christus die Seinen auf zu essen und zu trinken: „Nehmet hin und esset. Das ist mein Leib. Nehmet hin und trinket: Das ist mein Blut.“ Und der heilige Paulus sagt von der Eucharistie: „Sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch des Herrn trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt.“ (1. Kor. 11,26). Die heilige Kommunion ist also ein wichtiger Teil der heiligen Messe, sodass das heilige Messopfer unvollständig wäre ohne Kommunion. Was bedeutet nun die Kommunion im Gesamtbild des Opfers und was für eine Folgerung erwächst für uns daraus?
Meine lieben Christen! Um ein tieferes Verständnis dafür zu bekommen, schauen wir wieder einmal auf das Alte Testament. Dort war das Opfer immer mit einem Opfermahl verbunden. Was hatte dies für einen Zweck? Wenn eine Familie ein Lamm oder ein Kalb in den Tempel brachte, nahm der Priester es zur Schlachtung an. Dann wurde nur ein Teil des Opferstückes in Anwesenheit der Opfernden auf dem Altar verbrannt. Das galt als „Gottesspeise“. Hie und da kam es vor, dass ein Feuer vom Himmel niederkam und das Opfer verzehrte, um die wankelmütigen Juden in ihren wahren Gottesglauben zu erhalten, oder um den umwohnenden Heiden die Ohnmacht ihrer Götzen zu zeigen wie zur Zeit des Propheten Elias, wo die heidnischen Baalspriester vergebens um ihren Altar tanzten und schrien: Baal erhöre uns, auf die Bitte des Propheten aber sogleich Feuer vom Himmel kam und die Opfergabe verzehrte. Weil Gott durch das Feuer (einen Teil der) Opfergabe wohlgefällig angenommen hatte, wurde das ganze Opfertier gotthörig und heilig. Nun wurde Gott gleichsam der Schenkende, der Wirt, der alle Opfernden zum Mahle des übrigen Opferfleisches einlud. Durch die Teilnahme wurden sie Tischgenossen Gottes, assen gleichsam Gottes Kost und vereinigten sich dadurch innig mit dem Herrn. Diese Vereinigung (Kommunion) war das Endziel und die Frucht ihres Opfers.
Meine lieben Christen! Die alten Opfer waren Schatten und Vorbild des unendlich vollkommenen Kreuzopfers Christi. Da ist das göttliche Osterlamm geschlachtet worden und Gottvater hat diese Gabe wohlgefällig angenommen. Fragen wir uns nun: Sollte diesem heiligsten Opfer kein Opfermahl folgen, keine Einladung zum Tische des Herrn? Wir sollten schlechter wegkommen als die unerlösten Menschen? Nein. Jesus hat ein wunderbares Mittel erfunden, wodurch das Opfer am Kreuz nicht nur gegenwärtig gesetzt wird, sondern sein Opferfleisch und Opferblut zugleich unsere Seelenspeise wird. Es ist die heilige Eucharistie. Hier gibt uns der Herr wirkliche „Gottesspeise“. Wir halten tief innigste Vereinigung, Kommunion, mit dem lieben Gott. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Wandlung und Kommunion gehören zusammen, wie Abendmahl und Kreuzestod. Der natürliche Mensch geht zur Messe mit gläubiger Hingabe, vergöttlicht kehrt er zurück mit himmlischer Gnade. Das ist die Frucht, die uns aus dem Messopfer zufliesst. „O Mensch“, ruft der heilige Pfarrer von Ars aus, „O Mensch, wie gross bist du! Du wirst gespeisst und gestärkt mit dem Leib und Blute Gottes! O welch süsses Leben ist dieses Leben der Vereinigung mit dem lieben Gott. Das ist der Himmel auf Erden!“
Geliebte im Herrn! Die heilige Kommunion ist eine Mahlzeit. Dann gehört das Tischgebet dazu vor und nach dem Essen. „Vater unser“, so rufen wir als Kinder an seinem gedeckten Tisch. „Vater unser“ so lehrte uns die Mutter Kirche beten, ein Gebet vom göttlichen Munde abgelauscht. Ein Gebet unerschöpflich in seinen Tiefen ist es auch vollkommen in seinen Forderungen. „Vater unser gib uns heute unser tägliches Brot.“ Das Brot der Seele. Wie oft ist diese Seele unternährt. Lass sie nicht verhungern im Alltag, im Beruf, in eitlem Sterben. Täglich nährst du mehrmals deinen Leib, der vergänglich ist, habe auch Erbarmen mit deiner Seele, die doch unsterblich ist. Gehe eifrig zu den heiligen Sakramenten. Weise Gottes Einladungen durch den Priester nicht ab, sonst wirst du einmal verworfen wie jener, der kein hochzeitliches Gewand trug, eine verhungerte Seele. „Erlöse uns, o Herr von einem solchen zukünftigen Übel“ auf die Fürsprache der Heiligen, und gib uns deine Güter, die Friede, Freude und Seligkeit sind. „Pax Domini sit semper vobiscum“, der Friede des Herrn, den wie Welt nicht geben kann, sei immerdar mit euch! Ja, weil das Lamm Gottes die Sünden der Welt hinweg nimmt, gibt er uns den Frieden, den Frieden der Seele, im eigenen Herzen und mit dem Nächsten. Im Hochamt wird hier der Friedenskuss gegeben, der in der alten Kirche allen Anwesenden weitergegeben wurde. Dann begleiten uns zwei Engel an den Tisch des Herrn: Der Engel des Vertrauens: möge er uns die Gnade erbeten fürderhin alle Sünden, besonders die schweren Sünden, zu meiden. Der Engel der Demut, er spricht: Die heilige Speise soll mir nicht zum Gerichte und zur Verdammnis gereichen“, er spricht: „O Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach“, doch das Vertrauen gewinnt die Oberhand: „Sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund.“
Mein lieber Christ, und nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Was soll ich dafür dem Herrn vergelten? Geht hin und danket ihm mit einem christlichen Leben, damit Gott dadurch verherrlicht werde. Gehet hin mit dem dreifaltigen Segen, traget ihn in euer Familien, auf dass die Welt erneuert werde durch Christus Jesus unsern Herrn.
Amen.