Die Lehre der Brautmesse

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04.11.1950

Geliebte im Herrn! Der Name Jesus sei Euer Gruss!

Mit diesem Gruss hat der heilige Bruder Klaus zu Lebzeiten seine Landsleute empfangen, die ihm im stillen Ranft aufsuchten und um Rat fragten. Mit diesem Gruss hat er nach seinem Tode, im Geiste zwar, auch die vielen Pilger willkommen geheissen: Unter ihnen den heiligen Karl Borromäus, Kardinal und Erzbischof von Mailand, dessen Fest wir heute feiern und dessen Jahrestag Euch beiden von heute an unvergesslich sein wird. Ich selbst aber weiss auch kein schöneres Wort zu finden, um in seinem Namen euch zu begrüssen als „Der Name Jesus sei Euer Gruss!“. Gegrüsset, die ihr hierhergekommen seid, um an seiner Gnadenstätte ein heiliges Geheimnis zu vollziehen: Das Sakrament der Elternweihe. Ihr habt gewiss diesen Ort gewählt, um für alle Zukunft den Schutz und Segen Gottes durch die Fürbitte unseres heiligen Landesvaters auf Euch herabzuflehen. Wie viele andere vor Euch, werdet auch Ihr der Erhörung sicher sein, wenn ihr weiter auf Christus und die Kirche hört, wie dieser Gottesmann. Die Wegleitung zu einem christlichen Ehe- und Familienleben gibt uns die Brautmesse, die wir nun miteinander kurz betrachten wollen.

Geliebte im Herrn!
Ohne Zweifel ist die christliche Ehe, wenn sie mit der richtigen Bereitschaft geschlossen wird, ein Ereignis heiliger Freude, ein Erlebnis von besonderer Tiefe. Die notwendigen Unterweisungen fehlen nicht und die unschätzbaren Wirkungen des Sakramentes, dessen Spender ihr selber seid, durch das Jawort, sind mit sinnvollen Zeremonien angedeutet, die die Grösse und Würde [und Heiligkeit] dieser Weihe nochmals aufleuchten lassen.

Drei Handlungen sind es, die besonders ergreifend wirken:
Die Erste und Wichtigste ist das gegenseitige Jawort. Ihr Brautleute sprecht es aus. Ein starkes und ein gütiges Ja. Der Priester und die Brautzeugen nehmen dieses unauflöslich für immer bleibende Wort entgegen; und durch den Tausch der Ringe, den Sinnbildern der vollen und ungeteilten Treue, wird es gleichsam äusserlich bestätigt und rechtsgültig gemacht. „Alles dies vollzieht sich (so PP Pius XII) mit einer Feierlichkeit, die grossartig und einfach zugleich ist.“ Es geschieht in Gegenwart von Menschen, euren lieben Angehörigen, in Gegenwart der katholischen Kirche, die der Priester vertritt, in Gegenwart Gottes und aller Heiligen, unter denen Bruder Klaus mit seiner gütigen Dorothea euch voranleuchten.

Dann beginnt die Brautmesse. Wenn ihr die Epistel andächtig durchlest, vernehmet ihr ernste Mahnungen des Völkerapostels Paulus über die Pflichten der Ehe: „Die Frauen sollen den Männern untertan sein, als ob es (Christus) der Herr wäre, denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Kirche ist. Ihr Männer, liebet eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen. Die Frauen aber soll dem Mann Ehrfurcht entgegenbringen.“ (Eph. 5,22 ff). Im Evangelium spricht Christus selbst zu euch: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen.“ Nichts als der Tod kann euch scheiden oder ausnahmsweise, Ihr denkt vielleicht an Bruder Klaus, der allmächtige Gott, der über den Menschen steht. Damit ihr aber, meine lieben Breutleute, beim Gedanken an die ernsten Pflichten der Ehe nicht ohne Hilfe dasteht, betet die Kirche für euch im Stillgebet und fleht dabei Gottes Beistand auf die neue Familie herab.

Eine dritte Handlung ist in dieser hohen Feier von Bedeutung, der Brautsegen. Nach dem „Pater Noster“ wendet sich der Priester zu Euch und ruft den Segen des Himmels auf euch herab in einem Gebet, das an die tiefsten Fasern des Herzens rührt und überfliesst in den ergreifenden Glückwunsch: Beide mögen ihre Kindeskinder schauen bis ins dritte und vierte Glied und das erwünschte Greisenalter erlangen. Was besagen will, dass eine wahrhaft christliche Ehe schon auf Erden belohnt werden möge.

Abschliessend bittet die Kirche um die Befreiung von allem Übel und um den Frieden. Er ist das höchste Gut auf Erden. Meide den ersten Streit, so hast du keinen Streit, sagt ein Sprichwort. Gute und böse Tage lassen sich nicht umgehen. Seid im Glück nicht übermütig, im Unglück nicht verzagt. Schaut auf Bruder Klaus, der in jeder Lage auf Gott vertraute, der mit dem Rosenkranz unserer lieben Gottesmutter in der Hand die grössten Schwierigkeiten löste. Er gibt euch die Mahnung mit: „Fried ist allweg in Gott, denn Gott, der ist der Fried.“ Und diesen Frieden wünsche ich euch, meine lieben Brautleute, in der Zeit und in der Ewigkeit.

Amen.





(Anmerkung: Das Original dieser Predigt wurde ursprünglich mit einer Schreibmaschine geschrieben und dann teilweise manuell nachkorrigiert. Dies führt dazu, dass einzelne Wörter, welche nicht eindeutig lesbar waren «rekonstruiert» werden mussten. Der Inhalt wurde dadurch aber nicht verfälscht.)