Die heilige Kommunion
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01.04.1951 / Weisser Sonntag
Geliebte in Christus!
„Selig, die nicht sehen und doch glauben“, hörten wir soeben aus dem Evangelium. Geht dies nicht am schönsten in Erfüllung am Tage der ersten heiligen Kommunion? „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Jubeln nicht die Herzen der auserwählten Kinder diese Seligkeit in jugendlichem Glauben in die Welt hinaus und spiegeln nicht die Augen ihrer Eltern diese selige Freude wieder? Ja, am weissen Sonntag dürfen wir uns alle mit Recht freuen. Aber dieser Festtag soll uns nicht bloss Erinnerung an den schönsten Tag unseres Lebens sein, sondern ein Ansporn zur Treue im Glauben an das heilige Sakrament. Täuschen wir uns nicht über Schwierigkeiten hinweg, die das harte Leben diesem Glauben bereiten kann. Denn wie Christus das heilige Opfermahl erstmals der Welt verkündete: „Ich bin das lebendige Wort, das vom Himmel herabgestiegen ist. Wer von diesem Brot isst, wird Leben in Ewigkeit.“ (Joh. 6,51), da wurde Seine Botschaft zum Zeichen des Wiederspruchs. „Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Diese Rede ist hart, wer kann sie hören!“ (Joh. 6,60). „Von da an zogen sich viele seiner Jünger zurück, und gingen nicht mehr mit ihm.“ (Joh. 6,67). Ist es heute anders geworden? Wie viele hören und wie wenige glauben aufrichtig. Ein jedes Menschenalter hat hierin seine besonderen Schwierigkeiten und Versuchungen. Da heisst es sich zu bewähren in jedem Stand. Prüfen wir uns einmal.
In Christus Geliebte! Der Text: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer davon isst, wird nicht sterben.“, spricht vom grössten und erhabensten aller sakramentalen Geheimnisse, die uns im Glauben geschenkt sind, nämlich von der heiligen Kommunion. Christus, für uns gestorben und wieder auferstanden, ist darin wirklich gegenwärtig. Nicht, dass wir ihn sehen, wie er ist; nicht, dass wir ihn hören, wie er spricht; nicht, dass wir seine Wunden betasten, wie ein Thomas. Trotzdem ist Jesus hier gegenwärtig mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, mit Gottheit und Menschheit, so das Konzil von Trient. Wie dies geschieht, ist natürlich ein Geheimnis. Alles, was wir wissen, ist dies: Dass das Brot in seinen heiligen Leib und der Wein in sein heiliges Blut verwandelt wird. Christus weist selber im letzten Abendmahl auf das konsekrierte Brot als seinen Leib, auf den konsekrierten Wein als sein Blut hin, mit dem Auftrag: Tut dies zu meinem Andenken! Dieser heilige Auftrag erfüllt sich seither in jeder heiligen Messe bei der Wandlung. Auch heute hier im Kreuzspital. Frommer Sinn der Gläubigen hat prächtige Kirchen und Kathedralen über die Altäre gebaut, wo diese heilige Handlung vollzogen wird. Nichts kann die Erhabenheit dieses Segens besser verdeutlichen, als das stete Bestreben der Weltkirche die geweihten Gaben mit der grössten Sorge zu umgeben, wie die kostbaren Gefässe und Tabernakel beweisen, sie den geweihten Händen anzuvertrauen, dem Priestertum, sie im Stande der Gnade und nüchtern zu empfangen, am taufrischen Morgen. Und wenn die Kirche Irrlehren des Berengar im 11. Jahrhundert, der Reformatoren im 16. Jahrhundert, der Modernen in unserer Zeit verwarf, so deshalb, weil sie alle sich am Allerheiligsten vergriffen und die Wesensverwandlung des Brotes in den Leib Christi leugneten. – Aber müssen wir nicht zugeben, dass in uns Empfindungen, Zweifel aufsteigen können, die dieses Geheimnis zu schwer erscheinen lassen. Dann lasst uns innig um die Gnade der Demut und Liebe bitten. Die Liebenden und Demütigen werden sein Geheimnis erfassen. Die Liebe verlangt darnach und die Demut unterwirft sich willig. Doch diese Zweifel haben meist einen anderen Grund: Viele sind nicht bereit an den Tisch des Herrn zu treten, weil sie mit den alten Gewohnheiten nicht brechen wollen. Sie wissen es wohl, dass das heilige Sakrament sie dazu anhält, ja verpflichtet. Oft schieben sie Ehrfurcht, Scheu, Sündhaftigkeit, Unkenntnis als Entschuldigungen vor, um nicht ihr Widerstreben zuzugeben, Christi Joch auf sich zu nehmen und dem Stolz und Eigenwillen, der Gleichgültigkeit und den sinnlichen Neigungen zu entsagen. Christus opfert sich für uns und wir sind zu nicht einem Opfer bereit!
Meine Lieben, das trifft nicht nur jene, die sich selten am Tisch des Herrn zeigen, sondern auch jene die von der kirchlichen Regel öfters zu kommunizieren Gebrauch machen. Ich möchte zwar, dass niemand von uns eine Mahnung nötig hätte. Aber auch die Besten von uns sind im Kampf begriffen, werden geprüft in gesunden und kranken Tagen. Worin liegt nun bei uns die Gefahr? Es ist klar, dass die erste heilige Kommunion uns vorbereitet fand mit einer innigen Sehnsucht nach dem göttlichen Kinderfreund. Ganz anders wird es, wenn die heilige Kommunion zur Gewohnheit, zur Order wird. Das ist die gefährliche Zeit. Die Gebetsworte, die Zeit und der Ort werden vertraut. Geschieht es da nicht leicht, dass wir nur mit den Lippen den Gebeten folgen und nur mit der Zunge den Herrn empfangen. Wir brauchen nicht schlechter zu sein als das erste Mal. Doch die Gefahr besteht, „den Leib des Herrn nicht zu unterscheiden.“ Daraus entsteht jene Art von Menschen, auf die die Lauen zeigen: Seht wie die zur Kirche springen und welche Früchte sie tragen. Die stellen sich vor: mit der heiligen Kommunion sei alles getan. Das ist ein Irrtum. Christus will in den Seelen weiterleben, will Frucht bringen, will opfern, will leiden. Darum sei unser Vorsatz: Kein Kommuniontag ohne ein persönliches Opfer. Der Gedanken: denke über den Nächsten Gutes: Des Wortes: behalte etwas bei dir, was du gern sagen möchtest, usw. So wird dein Kommuniontag zur Kraftquelle im Guten, die nie versiegt. Nicht nur an Fest- und Feiertagen. Nicht nur wenn wir aufgelegt sind, sondern auch wenn es Opfer kostet. Der heilige Ambrosius mahnte seine Gläubigen „Lebet so, dass ihr verdient den Herrn täglich zu empfangen. Wer es nicht verdient ihn täglich zu empfangen, verdient es auch nicht ihn jährlich zu empfangen.“
Amen.