Die Wandlung - Teil 2
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27.08.1950
Geliebte im Herrn!
„Tut dies zu meinem Andenken!“ Mit diesen Worten hat Jesus seinen Aposteln die Gewalt verliehen ebenfalls Brot in seinen heiligen Leib und Wein in sein heiliges Blut zu verwandeln - also die heilige Messe zu feiern. Ist diese Gewalt aber mit den Aposteln erloschen? Nein. Das Amt eines Regierungsrates geht auch nicht unter, wenn ein Regierungsrat stirbt, sondern durch eine rechtmässige Neuwahl wird dieses Amt durch den Nachfolger ausgeübt. Ähnlich ist es mit dem Priesteramt der Apostel. Der Neugeweihte, der rechtmässig ins Amt eintritt, hat die gleichen Vollmachten. Rechtmässig ist hier die Handauflegung durch den Bischof, weil Gott es so will. Ohne Wahl kein Regierungsrat, ohne Handauflegung kein Priester. Ein ernannter oder gewählter Priester, wie es heute in den kommunistischen Ländern geschieht, ist unrechtmässig im Amt, weil durch die beständige Lehre der Kirche die Handauflegung verlangt ist. Weil die heilige Schrift, Gotteswort dies fordert. Schreibt doch der Apostel Paulus an dem von ihm geweihten Bischof Timotheus: „Ich ermahne dich, dass du die Gnadengabe wieder erweckest, welche in dir ist, durch die Auflegung meiner Hände.“ (2 Tim. 1,6). Oder aus der Apostelgeschichte (14,22), wo Paulus und Barnabas durch Handauflegung älteste zu Priester weihten. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch,“ spricht Jesus zu den Aposteln und daher geht diese Sendung über die Hände der Apostel weiter ununterbrochen bis auf unsere Tage. So sind die Wandlungsworte des Priesters immer heilige Wirklichkeit. Dieses Wissen festigt unseren Glauben an das grosse Geheimnis der Wandlung noch mehr.
Meine lieben Christen! Gehen wir nur weiter im 2. Teil der Wandlung. Nachdem der Priester den geopferten Christus durch Kniebeugung angebetet hat, führt er mit der Gedächtnisfeier fort. Wir sind eingedenk des heilbringenden Leidens, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu und der gottwohlgefälligen Opfer des Alten Bundes: Eines Abels, der sein liebstes Lamm hergibt. Möchten wir nicht wie Kain nur Überschüssiges, Abfall Christi Opfer hinzulegen! Eines Abraham, den wir als gehorsamen Diener kennen, ohne Missmut und Heuchelei. Eines Melchisedech, Priester des höchsten Gottes, wie ihn Paulus im Hebräerbrief hervorhebt, und der Psalm 109 besingt. Hier sehen wir ihn, vor Abraham, wie er die reinen Gaben Brot und Wein das Vorbild des heiligen Messopfers dem höchsten Gott darbringt. Das ereignete sich in den Zeiten Abrahams. Jetzt verstehen wir die alte Weissagung. „Du (Christus) bist Priester in Ewigkeit, nach der Ordnung des Melchisedech.“ (Psalm 109). Die verwandelten Opfergaben möge nun der Engel, so bitten wir, zum himmlischen Altar emportragen, damit wir von oben mit Gnade und Segen erfüllt werden.
Wer sind die, welche die Früchte des Kreuzesopfers erhalten? Alle, die sich um das Kreuz scharen. Vor der Wandlung waren es: die Kirche, die Lebenden, die Heiligen. Nun schliesst sich der Kreis der Umstehenden. „Memento - Gedenke o Herr, deiner Diener und Dienerinnen, die uns mit dem Zeichen des Glaubens vorangegangen sind – die Toten! Die Kirchenväter betonen, dass die Fürbitten für die Verstorbenen in Gegenwart des eucharistischen Opfers besonders wirksam sei. Wenn alle die Toten vergessen, so vergisst sie wenigsten die eine Mutter nicht, die Kirche. „Nobis quoque peccatoribus,“ unterbricht der Priester halblaut das Stillgebet. Wir werfen uns hier gleichsam wie Magdalena, als die 5. Gruppe, die Sünder, vor dem Kreuzesstamm nieder und beten das Holz umklammert: „Auch uns Sündern, die wir auf deine grosse Barmherzigkeit vertrauen, schenke Anteil und Gemeinschaft mit deinen Heiligen!“ Der Kreis der Umstehenden wäre aber nicht geschlossen, wenn die vernunftlose Schöpfung fernbleibe. „Sie seufzt ja auch und liegt in Wehen“, sie wurde auch in die Erbsünde hineingezogen, von Gottes Fluch getroffen. Jetzt soll auch sie an der Erlösung teilnehmen, sie liefert für das heilige Messopfer auch ihren Teil: Das Brot und den Wein. Darum darf der Priester als letzte Gruppe auch die in den Segen Gottes einbeziehen durch das Gebet: „Durch ihn (Christus) schaffst du, o Herr, alle diese Güter, heiligst, belebest, segnest und schenkst sie uns.“ Bei den letzten Worten mach der Priester drei Kreuze über die Opfergaben. Dieser Segen gilt eigentlich den Gaben, welche die Gläubigen beim Opfergang gebracht hatten. Auch die Weihe des Krankenöles findet noch jetzt am Gründonnerstag an dieser Stelle statt.
Nun neigt sich der Kanon, die Wandlung seinem Ende wohl äusserlich einfach aber tief und erhaben, der Priester nimmt die Hostie in die Hand, macht mit ihr über den Rand des Kelches drei Kreuze und zwei vor dem Kelch, hebt Kelch und Hostie etwas empor und betet dabei: Durch ihn, mit ihm und in ihm ist dir, Gott dem allmächtigen Vater, alle Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ja, wir alle, die wir um das Kreuz Christi versammelt sind, bilden mit ihm eine Einheit: den mystischen Leib Christi, er das Haupt, wir die Glieder. Erst in dieser Einheit wird dem himmlischen Vater die nötige Ehre, würdiges Lob und unendlichen Dank abgestattet. Das veranschaulicht uns so schön der Kanon.
Meine lieben Christen! Unser Weg geht also durch Christus zum Vater. Wer daher nicht mit Christus verbunden bleibt und in seinem sündigen Trotz spricht: „Ich brauche keinen Vermittler, keinen Christus, kein Messopfer – ich mache es mit dem Herrgott aus,“ der ist auf dem Irrweg. „Niemand kommt zum Vater, ausser durch mich!“
Amen.